In einer Akte fand ich vor kurzem ein Schreiben eines Bruders meines Vorfahren Emmerich. Dieser nannte sich Friedrich Brandenburger und war Bürger in Mainz. Daraufhin begab ich mich auf die Suche, ob ich eventuell mehr über diesen Friedrich herausfinden könnte.
Ich staunte nicht schlecht, als ich erfuhr, daß ein Friedrich Brandenburger kurze Zeit später in Mainz maßgeblich an den Aufständen im Rahmen der Bauernkriege beteiligt war.
Am 26. April [1525] morgens 5 Uhr wurde die ganze Bürgerschaft, „auch doctores und procuratores“, aber nicht die Geistlichkeit, durch Trompeter zusammengerufen. Alle scheinen sich dann auf dem Dietmarkt mit den zuvor von dem Holzflößer Friedrich Brandenburger, dem Balbierer Hans von Kandel, dem Maler Jörg Dresseler, dem Schneider Hans Mieger und dem eben genannten Fladenbecker ausgearbeiteten [30] „Artikeln“ einverstanden erklärt zu haben.
(aus: Anton Philipp Brück: Geschichte der Stadt Mainz, Band 5, Düsseldorf 1972)
Diese 30 Artikel enthielten diverse Forderungen zur Verbesserung der Lebenssituation der bürgerlichen und bäuerlichen Bevölkerung, und sie waren eine Erweiterung der sogenannten Artikel von Memmingen, in denen so grundlegende Dinge wie die Abschaffung der Leibeigenschaft, Reduzierung von Frondiensten, Beendigung der Willkür in der Rechtsprechung gefordert wurden.
Leider weiß ich (noch) nicht, was aus Friedrich geworden ist. Einige der Aufständigen wurden hingerichtet, andere ins Gefängnis geworfen. Sicherlich wird er aber nicht „ungeschoren“ davongekommen sein.
Die Zeit war noch nicht reif für Demokratie und Menschenrechte. Alleine die Abschaffung der Leibeigenschaft sollte noch fast 3 Jahrhunderte auf sich warten lassen.